03.06.04, Afghanistan

5 Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen feige ermordet

Liebe Freundin, lieber Freund von Ärzte ohne Grenzen! Wir stehen unter Schock. Gestern nachmittag wurden fünf unserer MitarbeiterInnen in Afghanistan auf dem Weg von Khairkhana und Qala-I-Naw erschossen - hinterrücks, mit Maschinenpistolen und Granaten. Das ist ein schreckliches Ereignis für die Angehörigen und Freunde, für alle Kollegen und Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen. Es ist aber auch ein schwerer Schlag gegen die humanitäre Hilfe. Opfer sind nicht nur unsere Kollegen, sondern auch die afghanische Bevölkerung. Als Hilfsorganisation, die seit über 20 Jahren in Afghanistan arbeitet und dort das Vertrauen der Bevölkerung genießt, fällt es uns doppelt schwer, wenn wir unsere Hilfe aus Sicherheitsgründen reduzieren müssen. Und das in einem Land, dessen Gesundheitsversorgung zu einem großen Teil von internationalen Hilfsorganisationen aufgebaut und unterstützt wird, in einem Land, in dem eines von vier Kindern stirbt, bevor es fünf Jahre alt wird und das jahrzehntelange Kriege und Kämpfe hinter sich hat. Über 1000 lokale Mitarbeiter werden jedenfalls bleiben und die Arbeit nach Möglichkeit weiterführen - momentan allerdings auf direkte lebensrettende Aktivitäten beschränkt. Dieser Anschlag macht uns auch zornig - nicht nur auf die Attentäter. Immer wieder haben wir seit dem Fall der Taliban auf die zunehmende Politisierung der humanitären Hilfe in Afghanistan hingewiesen. Die Vermischung von politisch-militärischen Zielen mit humanitärer Hilfe hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Folge: Auch Mitarbeiter von unabhängigen Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen werden von der Bevölkerung und den lokalen Machthabern plötzlich mit Skepsis gesehen. Sie können nur mehr schwer unterscheiden wer welche Ziele verfolgt. Für uns als humanitäre Organisation hat sich das nun als tödlich herausgestellt. Eine grundlegende Diskussion über die Unabhängigkeit der humanitären Hilfe ist dringend notwendig. Das gilt nicht nur für Afghanistan, sondern auch für den Irak und zahlreiche andere Konfliktherde. Trotz dieses schrecklichen Anschlages werden unsere freiwilligen MitarbeiterInnen in aller Welt ihre Einsätze so gut wie möglich für die Millionen notleidenden Menschen weiterführen. Aber wir werden die Diskussion über die Unabhängigkeit der humanitären Hilfe mit allem Nachdruck einfordern. Im Namen der Sicherheit der humanitären Helfer und dem Recht auf eine unabhängige Hilfe für Völker in Not. Ihr Dr. Clemens Vlasich Präsident, Ärzte ohne Grenzen Österreich

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