AEROGENE INFEKTIONEN

© Mag. Enrico GabrielGerade Tröpfcheninfektionen sind be-sonders schwer zu meiden, was u.a. in der jährlichen Grippewelle seinen Niederschlag findet. Im deutschsprach-igen Raum werden die „echte Grippe“ und sog. „grippale Infekte“ häufig verwech-selt. Dadurch wird oftmals eine falsche Erwartungshaltung geweckt und in der Folge im Falle einer „Verkühlung“ die Wirksamkeit der Grippeimpfung häufig angezweifelt. Zusätzlich ist es derzeit nicht möglich, in unseren Breiten die Grippeimpfung für die südliche Hemi-sphäre als klassische Reiseimpfung anzubieten.

Obwohl ein entspechender Impfschutz auch, ja vermutlich sogar in erster Linie für zu Hause wichtig erscheint, sollte das reisemedizi-nische Beratungsgespräch auch dafür genützt werden, Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Pneumokokkeninfektionen herauszu-filtern und diesen die Impfung mit entsprechendem Nachdruck zu empfehlen.

Überall wo riesige Menschenansammlungen unausweichlich sind (Pilgerfahrten!) besteht die Möglichkeit der Meningokokken-übertragung (Erreger der eitrigen Hirnhautentzündung), allerdings ist die Gefahr saisonal und regional unterschiedlich. Der bei uns erhältliche Impfstoff schützt gegen die häufigsten Stämme in Afrika und Asien, die Impfung ist für Reisen in den sog. Meningokokken-gürtel südlich der Sahara und nach Nepal auf jeden Fall zu empfehlen, bei der Einreise nach Saudi-Arabien während der Hajj-Zeit sogar formal VORGESCHRIEBEN.
Weiters gibt es die Empfehlung eines entsprechenden Impfschutzes bei Studienaufenthalten in gewissen (auch europäischen) Ländern.

Seit dem Fall des „eisernen Vorhanges“ und der Zunahme der Reisetätigkeit zwischen den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion und den Ländern der westlichen Hemisphäre hat die Diphtherieimpfung wieder stark an Bedeutung gewonnen, wie überhaupt die Empfehlung gilt, im Rahmen eines reisemedizinischen Beratungsgespräches den im Impfplan auch für Österreich vorgesehenen Standardimpfschutz zu kontrollieren (und b. Bed. zu ergänzen).

Gegen die Tuberkulose steht derzeit bei uns keine empfehlenswerte Impfung zur Verfügung, auch hier kommt es in erster Linie auf das allgemeine Verhalten, basierend auf der Schaffung eines ent-sprechenden Problembewusstseins an. Gerade hier kann auch das Wissen um globale Entwicklungen und die Information hinsichtlich eines möglichen Hochrisikos („slim disease“, Co-Infektion HIV und Tuberkulose) je nach Reiseszenrario wichtig sein.

Impfungen gegen sog. Kinderkrankheiten (Schafblattern, Masern und andere hochinfektiöse Krankheiten) können in Einzelfällen sehr wichtig sein. Gerade bei humanitären Hilfseinsätzen sollten sich nicht jene, die eigentlich Hilfe bringen sollen, gleichzeitig als Transportvehikel bedrohlicher Krankheitserreger entpuppen.

Exotische Impfstoffe wie jene gegen Pest, Milzbrand, etc. sind bei uns nicht erhältlich und für den Standardtouristen auch ohne Bedeutung. Der Vollständigkeit halber sei auch erwähnt, dass – trotz weltweiter Ausrottung der Pocken – dieser Impfstoff als Reaktion auf die Möglichkeit der Bedrohung durch B-Waffen nunmehr wieder hergestellt und beispielsweise in Amerika spezifischen Risikogruppen geimpft wird. Aber auch hier gilt: reisemedizinisch ohne Bedeutung!

Gerade durch die im ersten Halbjahr 2003 auch Touristen betreffende Krankheit SARS oder die unter Geflügel kursierende Vogelgrippe (mit nur sporadischer Übertragung auf Menschen!) wurde die Sinnhaftigkeit bewussten Verhaltens, z.T. auch gekoppelt an Verhaltensänderungen unter Beweis gestellt. Wiewohl auch diesen "neuen" Krankheiten (im Vergleich zu anderen altbekannten wie Tuberkulose und Influenza) unverhältnismäßig große Aufmerksamkeit geschenkt wurde, haben diese doch erstmals zu einer entsprechenden Bewusstseinbildung unter Reisenden hinsichtlich des so wichtigen Übertragungsweges (z.B. Influenza = Virusgrippe!) geführt.






Reisemedizinische Fachbegriffe